Spiegelwelten

Als Finn seine Schwester wütend die Treppe hoch stampfen und seinen Namen mit gefühlten zehn I’s brüllen hörte, schoss er aus dem Bett, in welchem er schon wieder viel zu lang liegen geblieben war, ins Bad. „FIIIIIIIINN !! Mach hinne! Ich muss nochmal ins Bad um für meinen ersten Tag an der neuen Klasse perfekt aussehen“ röhrte Libby mit einem Ton der ihren Versuch unglaublich weiblich und erstrebenswert für das andere Geschlecht zu wirken, kontrastierte.   Bei Finn gab es eine ganz klare Routine. Erstmal natürlich verschlafen, dann durch seine Schwester einen halben Herzinfarkt erleiden, pinkeln, Zähne putzen, anziehen, ein bisschen was frühstücken und danach ab in die Schule. Beim Zähneputzen als Schritt vier gehört natürlich auch der aufmerksame Blick in den Spiegel dazu. Ich wünschte ich könnte hier erwähnen, dass auch dieser, wie die vorherigen, ein recht schneller und harmloser Schritt wäre, doch leider war der Blick in den Spiegel für Finn jeden morgen fast schlimmer als das Aufstehen selbst. 

Unzufrieden wuschelte er sich durch seine braunen Locken, die ihm ein bisschen so als hätte er ...